Ein Schlüssel, vier Wände und ganz schön viel Verantwortung
Mit 19 Jahren habe ich das getan, was viele als einen der großen Schritte im Leben sehen: Ich bin ausgezogen.
Ein neuer Lebensabschnitt, eine neue Stadt und eine völlig neue Verantwortung.
Ich wusste, dass ich den nächsten Schritt gehen musste, denn mein Studium begann in einer anderen Stadt.
Es war also der Moment gekommen, den vertrauten Raum meiner Eltern zu verlassen und zumindest halbwegs mich in die Welt auf eigenen Füßen zu stellen.
Aber war ich wirklich darauf vorbereitet?
Die ersten Tage haben sich vielmehr surreal angefühlt. Es war eine Mischung aus Abenteuer und „Was zur Hölle mache ich hier eigentlich?". Ich stand ewig im Supermarkt, weil ich erstens keine Ahnung hatte, was ich abends kochen sollte, und zweitens wusste ich auch nicht, wie man einen Einkauf für nur eine Person plant. Und bevor du dich versiehst, gibt's wieder Nudeln mit Pesto – und ja das ist völlig okay.
Es gibt aber so viele kleine Dinge, die ich an meinem neuen Leben schätze, wie zum Beispiel die Freiheit, meine Zeit selbst einzuteilen, auch wenn mir die Organisation manchmal echt noch schwerfällt :).
Aber es gibt auch Momente, in denen ich plötzlich die leeren Wände anstarre und es etwas stiller ist als gewünscht. Manchmal fehlt es einfach an den vertrauten Stimmen meiner Eltern, dem Gefühl, dass jemand da ist.
Was ich aber bisher gelernt habe, ist, dass „Allein sein" manchmal ein Geschenk ist, in dem man sich neu entdeckt, dass man an manchen Tagen einfach nur ein bisschen in den neuen vier Wänden sitzen und alles auf sich wirken lassen muss und, dass „Zuhause" ein Gefühl ist, was Zeit braucht, um zu wachsen.



Zwischen Unistress und Spülhöllen
Ich dachte, allein wohnen heißt: Frühstück im Bett, Musik auf volle Lautstärke und niemand, der fragt, warum man um 14 Uhr noch im Pyjama durch die Wohnung schlurft.
Und ja, all das stimmt. Aber was auch stimmt: Während die Uni einem To-dos um die Ohren wirft, stapelt sich das Geschirr im Spülbecken zu einem kleinen Mahnmal der Überforderung.
Manchmal fühlt sich alles gleichzeitig zu viel und irgendwie nicht genug an – Hausarbeiten, die geschrieben werden wollen, Präsentationen, die man vor sich herschiebt, und dazwischen: „Was esse ich eigentlich heute?" (Spoiler: Nudeln mit irgendwas).
Trotz allem (oder vielleicht genau deshalb?) fängt dieses neue Leben langsam an, sich nach meinem anzufühlen.
Zwischen Unistress, Mitternachtssnacks und einem Berg an Dingen, die ich noch nicht kann, aber lerne. Und das ist irgendwie ziemlich schön.
Wenn alles zu viel wird – und ich's trotzdem irgendwie schaffe
Es gibt diese Tage, da läuft einfach gar nix. Du stehst auf, hast schon schlechte Laune, weil der Kaffee alle ist, in der Spüle stapelt sich das Chaos und in der Uni warten drei Deadlines, die du komplett verdrängt hast. Früher hätte ich einfach: „Mama?" gerufen – und irgendwie war dann alles nur noch halb so schlimm. Aber jetzt? Jetzt ist da niemand, der kurz übernimmt, der dich einfach mal festhält oder sagt: „Atme durch, du schaffst das schon." Und klar, ich kann meine Mama anrufen – und das tu ich auch manchmal, aber es ist nicht das Gleiche, wie wenn sie plötzlich in der Tür steht und einfach alles ein bisschen leichter macht. Stattdessen saß ich allein in meiner Einzimmerwohnung, irgendwo zwischen Wäscheberg und To-Do-Liste, und dachte: Ich pack das nicht. Und weißt du was? Ich hab's doch gepackt. Ich hab mir die Augen getrocknet, meine Lieblingsplaylist angemacht, mir Nudeln gekocht und einfach einen Schritt nach dem anderen gemacht. Kein großes Drama, keine perfekte Lösung, aber ich hab mich selbst da rausgeholt. Und das ist irgendwie das Krasseste am Alleinleben: Du fällst, aber du stehst auch wieder auf. Ohne Applaus, ohne Hilfe, aber mit jedem Mal ein kleines Stück stärker.
10 Dinge, die ich nie über's Ausziehen gelernt habe – bis ich's getan hab
- Stille kann laut sein, aber irgendwann wird sie freundlich.
- Struktur gibt’s nicht gratis, man muss sie sich bauen..
- Der Wasserkocher ist dein bester Freund.
- Eine Pfanne reicht nicht. Wirklich nicht.
- Abends allein zu essen ist erst komisch – dann irgendwie schön.
- Ikea-Anleitungen sind ein Test deiner Geduld.
- Du brauchst mehr Tupperdosen, als du glaubst.
- Ordnung ist eine Illusion – und ein Ziel.
- Der erste selbst gekaufte Blumenstrauß bedeutet mehr, als du denkst.
- Zuhause ist kein Ort. Es ist ein Gefühl, das langsam wächst.